Kapitel 19. Nina Van Gorkom. Abhidhamma im Alltag


Die Sobhana Citta in unserem Leben


Viele verschiedene Typen von citta entstehen:

Dies ist eine Möglichkeit, citta zu klassifizieren. Es gibt jedoch noch andere Mögllichkeiten, citta zu klassifizieren. Sie können folgendermaßen klassifiziert werden:

  1. Sobhana citta - citta, die von sobhana (schönen) cetasika begleitet werden.
  2. Asobhana citta - citta, die nicht von sobhana cetasika begleitet werden.


Sowohl akusala citta, als auch ahetuka citta sind asobhana citta. Sie werden nicht von sobhana cetasika begleitet. Wie wir gesehen haben, gibt es 12 Typen von akusala citta. Sie sind:

Ahetuka citta sind citta, die nicht von irgendeiner Wurzel (hetu) begleitet werden. Wenn citta ahetuka ist, entstehen keine sobhana cetasika mit dem citta. Somit sind ahetuka citta asobhana. Wie wir erkannt haben, gibt es 18 Typen von ahetuka citta. Zusammengefaßt sind sie:



Somit gibt es insgesamt dreißig asobhana citta; zwölf akusala citta und achtzehn ahetuka citta.

In unserem Leben entstehen auch sobhana citta. Es sind citta, die von sobhana cetasika begleitet werden. Wenn wir dāna (wörtlich: Schätze, z.B. Freigebigkeit) pflegen, sila (Sittlichkeit) beachten oderbhāvanā (besteht aus samatha, vipassanā und das Studium des dhamma) entfalten, entstehen kusala citta, begleitet von sobhana cetasika. Kusala citta gehören also zu den sobhana citta. Die kusala citta, die dāna ausüben, sila beachten oder bhāvanā' entfalten, sind citta, die zu der niedrigsten Ebene des Bewusstseins gehören, zur sinnlichen Ebene: sie sind kāmāvacara citta Kāmāvacara citta sind die citta, die im täglichen Leben entstehen wenn wir zum Beispiel: sehen, denken oder etwas wünschen.

Manchmal entstehen kāmāvacara citta mit sobhana hetu (schönen Wurzeln), manchmal mit akusala hetu und manchmal ohne hetu. Dāna, sila oder bhāvanā werden von kāmāvacara kusala citta ausgeführt. Diese Art von kusala kamma kann ausgeführt werden, wenn man sieht, hört oder Sinneneindrücke durch die anderen Sinnenpforten erfährt. Kāmāvacara kusala citta werden 'mahā-kusala citta' genannt ('mahā' bedeutet 'viele' oder 'groß').

Für jene, die jhāna erreichen (vertiefte Konzentration, wie sie in samatha, d.h. in Meditation entfaltet wird), gibt es kein Sehen, Hören oder andere Sinneneindrücke. In einem solchen Falle ist das citta
kein kāmāvacara citta, sondern gehört zu einer höheren Bewußtseinsebene. Die jhāna-citta können rūpāvacara citta (rūpa-jhāna-citta) oder arūpāvacara citta (arūpa-jhāna-citta) sein. Wenn man samatha pflegt, sind die citta jedoch mahā-kusala citta, bevor man jhāna erreicht.

Wenn citta unmittelbar nibbāna erfahrt, ist das citta lokuttara bhūmi (lokuttara Bewußtseinsebene). In einem citta-Prozeß, in dem die Erleuchtung erlangt wird, gehen den lokuttara-kusala-citta (magga-citta) mahā-kusala-citta voraus.

Wir würden gerne mehr kusala citta haben. Wir nehmen wohl an, daß die Lebensbedingungen, in denen wir leben, oder andere Menschen uns davon abhalten, mehr kusala zu kultivieren. Wenn wir die Bedingungen zur Pflege von kusala kennen, werden wir mehr kusala citta in unserem Leben erfahren. Durch das Studium des dhamma werden wir lernen, wie wir Heilsames üben können.


Ohne das Studium des dhamma können wir annehmen, wir würden kusala ausüben, während wir in Wirklichkeit akusala citta ansammeln. Wir nehmen z. B. alle an, daß, wenn wir etwas geben, nur kusala citta entstehen. Es können aber ebenso lobha-mūla-citta entstehen, wenn wir unseren Freunden etwas geben und dafür Freundschaft und Verständnis erwarten. Dies ist nicht kusala, sondern lobha. Durch das Studium des dhamma lernen wir, dass reines Geben nichts zurückverlangt. Wir sollten uns fragen, warum wir geben. Erwarten wir, tief in unserem Herzen, etwas zurück? Oder geht es uns darum, weniger Befleckungen zu haben?

Menschen haben verschiedene Akkumulationen, und auf Grund dieser verschiedenen Gewohnheiten entstehen kusala citta oder akusala citta. Wenn z. B. Leute einen Tempel besuchen und sehen, daß jemand anders den Mönchen Gaben darbringt, so werden sie wegen ihrer verschiedenen Gewohnheiten verschieden reagieren.

Einige werden die guten Taten anderer schätzen. Andere werden daran kein Interesse zeigen. Würde der wahre Wert des Heilsamen erkannt werden, wozu auch die Anerkennung der guten Taten anderer gehört, was dann auch eine Art von dāna (Großzügigkeit) ist, würde man keine Gelegenheit zur Kultivierung von kusala auslassen.

Hätte der Buddha seine Erleuchtung nicht erreicht und uns dhamma gelehrt, wüßten wir nicht den Weg, der zur Selbsterkenntnis führt. Wir wüßten nicht, ob ein citta kusala oder akusala ist. Ein Leben gemäß den Sittenregeln und die Ausführung anderer Arten von Heilsamem ist der Weg, dem Buddha unseren Respekt zu erweisen, da er die Menschen gelehrt hat, Heilsames zu kultivieren und Befleckungen zu tilgen. Wir lesen in der 'Mahā-Parinibbāna-Sutta' (Chapter V, 137, 138, 'DIgha Nikäya'), daß vor dem Tod des Buddha, während seines Hinscheidens, die gepaarten Sālabäume, die, obgleich nicht der Jahreszeit entsprechend, in voller Blüte standen, seinen Körper mit ihren Blüten bedeckten. Himmlische Mandārava-Blumen und Sandelholz-Puder fielen auf seinen Körper herab, und himmlische Musik erklang zu seiner Verehrung. Der Buddha sagte zu Ānanda:

„Noch ist es nicht so, Ānanda, daß der Tathāgata auf rechte Weise geehrt, verehrt, heilig gehalten wird. Aber jener Mönch oder jene Schwester, der fromme Mann oder die fromme Frau, die fortwährend ihre großen oder kleinen Pflichten erfüllen, die tadellos sind im Leben, entsprechend den 'Sittenregeln' leben, sie sind es, die den Tathāgata auf die rechte Weise ehren, heilig halten und dem Tathāgata Respekt erweisen. Deshalb, o Ānanda, sei beständig in der Erfüllung aller größeren und kleineren Pflichten, sei tadellos im Leben, lebe entsprechend den Regeln. Und so, Ānanda, soll es auch gelehrt werden."


Uns allen wird im täglichen Leben die Möglichkeit für dāna und sila gegeben. Bhavana umfaßt samatha, vipassanā, das dhamma-Studium oder die Erläuterung der Lehre. Nicht nur Mönche, sondern auch Laien können dhamma studieren und es an andere weitergeben. Wir lesen in der 'Mahā-Parinibbāna-Sutta' (Chapter III, 112,113), wie Buddha dem Ānanda erklärte, daß Māra, der Böse (wörtl,'Mörder' oder 'Tod'), nach der Erleuchtung des Buddha zu ihm sagte, daß nun die Zeit zum Hinscheiden gekommen sei. Der Buddha sprach:

„Und als er so gesprochen hatte, Ānanda, redete ich Māra, den Bösen, an und sagte: 'Ich werde nicht hinscheiden, Māra! So lange nicht, bis nicht nur die Mönche und Schwestern des Ordens, sondern die Laien beiderlei Geschlechts wahre Hörer geworden sind, weise und wohl geübt, gewandt und gelehrt, sich die Lehre ins Gedächtnis rufend, wie sie in den Büchern zusammengefaßt ist, Meister der Dhammateile sind, die sich aus dem größeren Dhamma ergeben.
Tadellos im Leben, gemäß den 'Sittenregeln' lebend - bis sie, weil sie selbst die Lehre gelernt haben, fähig sind, andere zu belehren, anderen zu predigen, die Lehre kundtuen, sie begründen, sie offenbar werden lassen, sie zu jeder Minute verständlich machen - bis sie, wenn andere nichtige Lehren verbreiten wollen, die leicht durch die Wahrheit widerlegbar sind, fähig sind, diese durch die wunderwirkende Wahrheit nah und fern zu verbreiten! Ich werde nicht sterben, bis diese meine reine Religion erfolgreich geworden ist, blühend, weitverbreitet und volksmäßig in ihrem vollen Umfang - bis sie, in einem Wort gesagt, unter den Menschen bekannt gemacht worden ist!"'


Die Tatsache, daß wir fähig sind, in unserem Leben heilsame Taten auszuführen, hängt von Bedingungen ab, nicht von einem 'Selbst'. Wir lesen in der 'Dasuttara-Sutta' (Chapter IV, 276, 'Digha Nikāya')
von hilfreichen Faktoren:

„Vier sind es, die viel helfen: - vier 'Räder', und das sind: ein angenehmer Wohnsitz, Umgang mit guten Menschen, eine vollendete Anpassung an sich selbst, der Kreislauf der guten Taten, die man in der Vergangenheit begangen hat."


Als günstigen Wohnort kann man ein buddhistisches Land betrachten. Denn hier gibt es viele Bedingungen zum Entstehen von kusala citta. Hier hat man die Möglichkeit, Tempel zu besuchen und der dhamma-Lehre zuzuhören. Dhamma kann unser Leben ändern und ist Voraussetzung zur Ausführung heilsamer Taten, wie dāna, sila und bhāvanā.

'Umgang mit den guten Menschen' bedeutet Umgang mit den rechten Dhamma-Freunden. Sollte man in einem buddhistischen Lande leben, jedoch nicht die rechten Dhamma-Freunde treffen, die uns helfen, die Wahrheit zu finden, so fehlt eine hilfreiche Voraussetzung zur Weisheitspflege und zur Tilgung aller Befleckungen.

'Vollkommene Anpassung an sich selbst' bedeutet, 'sich anpassen', mit kusala als Ziel. Es gibt viele Grade von kusala. Wenn man die Weisheit des Achtfachen Pfades entfaltet, indem man die Achtsamkeit in Bezug auf nāma und rūpa pflegt, wird man sich weniger an den Begriff 'Selbst' anklammern. Wenn man beim Ausführen heilsamer Taten auf die nāma und rūpa achtet, die erscheinen, wird man erkennen, daß nicht ein 'Selbst', daß keine Person diese Taten ausführt. Somit wird kusala kamma reiner, und es vermag schließlich Befleckungen zu tilgen.

Die Anhäufung des Heilsamen in der Vergangenheit ist der vierte hilfreiche Faktor. Wie können wir gute Taten in der Gegenwart ausführen, wenn wir nicht Heilsames in der Vergangenheit angehäuft haben? Die in der Vergangenheit angehäuften kusala kamma veranlassen uns, zum rechten Ort und zu den rechten Menschen zu gehen. Kamma ist die Ursache dafür, in einem buddhistischen Land geboren zu werden oder in einem solchen zu leben. Die kusala kamma, die in der Vergangenheit angesammelt wurden, veranlassen uns dazu, Dhamma in der Gegenwart zu studieren und zu praktizieren. Wenn wir die Faktoren in unserem Leben verstehen, die kusala bedingen, werden wir besser verstehen, daß es nicht ein 'Selbst'.ist, welches gute Taten ausführt.

Durch das Studium des Abhidhamma lernen wir, daß es acht Typen von mahā-kusala-citta gibt. Warum gibt es nicht nur einen Typ? Der Grund dafür ist, daß jeder Typ auf Grund seiner eigenen Bedingungen entsteht. Wenn wir diese verschiedenen Typen kennen, können wir Achtsamkeit üben, wenn sie entstehen. Dies wird uns helfen, sie nicht für ein 'Selbst' zu halten. Vier Typen von mahā-kusala-citta entstehen mit somanassa (angenehmer Empfindung) und vier Typen entstehen mit upekkhā (Gleichmut). Wir möchten gerne kusala citta mit somanassa erleben, da wir uns an somanassa anhaften. Wir können jedoch somanassa nicht zwingen, zu entstehen.

Manchmal praktizieren wir dāna mit somanassa, manchmal mit upekkhā. Es hängt von Bedingungen ab, ob somanassa oder upekkhā mit mahā-kusala citta entstehen. Vier Typen werden von Weisheit begleitet. Vier Typen werden nicht von Weisheit begleitet. Mitunter helfen wir anderen mit paññā oder auch ohne paññā. Wenn wir erkennen, daß Helfen kusala ist, oder wenn wir uns der nāma oder rūpa bewußt werden, die in jenem Augenblick entstehen, entsteht auch paññā mit dem mahā-kusala citta. Vier Typen sind asankhārika (nicht veranlaßt) und vier Typen sind sasankhārika (veranlaßt). Folgendes sind die acht Typen von mahā-kusala-citta:

  1. Somanassa-sahagatam, ftāna-sampayuttam, asankhārikam ekam (von Freude begleitet, mit Weisheit, unveranlaßt)
     
  2. Somanassa-sahagatam, ñäna sampayuttam, sasankhārika ekam (von Freude begleitet, mit Weisheit, veranlaßt)
     
  3. Somanassa-sahagatam, ñāna-vippayuttam, asankhārikam ekam (von Freude begleitet, ohne Weisheit, unveranlaßt)
     
  4. Somanassa-sahagatam, ñāna vippayuttam, sasankhārikam ekam (von Freude begleitet, ohne Weisheit, veranlaßt)
     
  5. Upekkhā-sahagatam, ñāna-sampayuttam, asankhārikam ekam (von Gleichmut begleitet, mit Weisheit, unveranlaßt)
     
  6. Upekkhā-sahagatam, ñāna-sampayuttam, sasankhārikam ekam (von Gleichmut begleitet, mit Weisheit, veranlaßt)
     
  7. Upekkhā-sahagatam, ñāna-vippayuttam, asankhārikam ekam (von Gleichmut begleitet, ohne Weisheit, unveranlaßt)
     
  8. Upekkhā-sahagatam, ñāna-vippayuttam, sasankhārikam ekam (von Gleichmut begleitet, ohne Weisheit, veranlaßt)


Mahā-kusala-citta sind nicht die einzigen Arten von kāmāvacara sobhana citta (heilsame citta, die zur sinnlichen Bewusstseinsebene gehören). Mahā-kusala-citta sind die citta, die Ursache sind. Sie motivieren kusala kamma durch Körper, Sprache und Geist. Es gibt auch mahā-vipāka-citta, die das Ergebnis von mahā-kusala-citta sind. Mahā-vipāka-citta sind auch sobhana (schöne) citta, die mit sobhana cetasika entstehen. Die Taten der Menschen sind nicht dieselben, also können auch die Ergebnisse nicht dieselben sein.

Menschen werden mit verschiedenen patisandhi-citta (Wiedergeburtsbewußtsein) geboren. Patisandhi-citta sind vipāka citta. Sie sind das Ergebnis von kamma. Einige Menschen werden mit einem patisandhi-citta geboren, das ahetuka vipāka (ohne schöne Wurzeln) ist, andere werden mit einem patisandhi-citta geboren, welches mahā-vipāka-citta (von schönen Wurzeln begleitet) ist. Es gibt acht Typen von mahā-vipāka-citta: Menschen werden mit somanassa oder upekkhā geboren. Sie werden mit paññā oder ohne paññā geboren. Das patisandhi-citta ist asankhārika oder sasankhārika (unveranlaßt oder veranlaßt), abhängig von dem kamma, welches es produzierte. Falls das kusala kamma mit paññā ausgeführt wurde, wird das patisandhi-citta von paññā begleitet.

Falls das kusala kamma asankhārika war, wird auch das patisandhi-citta asankhārika sein: Falls das kusala kamma sasankhārika war, wird auch das patisandhi-citta sasankhārika sein. Somit gibt es acht Typen von mahā-vipāka citta, die in derselben Art klassifiziert werden, wie die oben genannten acht Typen von mahā-kusala-citta.

Das bhavanga-citta (der unterbewußte Daseinsstrom) und das cuti-citta (Sterbebewußtsein) sind der gleiche citta-Typ wie das erste citta in unserem Leben, das patisandhi-citta. Falls das patisandhi-citta ein mahā-vipāka-citta ist, sind auch bhavanga-citta und cuti-citta jenes Lebens die gleichen Typen von mahā-vipāka-citta. Die Funktionen von patisandhi, bhavanga und fcüti können also von mahā-vipāka citta ausgeführt werden. Mehr noch, die Funktion von tadārammana (der registrierende Geistmoment) kann auch von mahā-vipāka citta ausgeführt werden.

Wenn wir etwas sehen, das schön ist, oder etwas durch die anderen Sinnenpforten erleben, das angenehm ist, ist das citta vipāka-citta, das Ergebnis von kusala kamma. Diese Art von vipāka-citta ist jedoch ahetuka vipāka (ohne Wurzeln entstehend), nicht mahā-vipāka. Die Funktionen von Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und das Empfinden von Körpereindrücken, von sampaticchana und von santirana können nicht von mahā-vipāka citta ausgeführt werden. Diese Funktionen werden von ahetuka vipāka-citta ausgeführt. Tadārammaña-citta aber, der registrierende Geistmoment, ist ein vipāka-citta, das nach den javana-citta entsteht und kann entweder ahetuka vipāka-citta sein oder mahā-vipāka citta.

Es gibt auch noch andere Arten von kāmāvacara sobhana citta: die mahā-kiriyā-citta. Der arahat erlebt mahā-kiriyā-citta anstelle von mahā-kusala-citta. Wenn wir ein angenehmes Objekt erleben, mag lobha entstehen. Erleben wir ein unangenehmes Objekt, mag dosa entstehen. Für den arahat spielt es keine Rolle, ob ein Objekt angenehm oder unangenehm ist. Er hat keine Befleckungen. Da er weder kusala kamma noch akusala kamma anhäufen kann, hat er nur mahā-kiriyā-citta (unwirksames Bewußtsein). Für den arahat führen mahā-kiriyä-citta die Funktion von javana nach dem votthapana-citta (der feststellende Geistmoment) und dem mano-dvārâvajjana-citta (der aufmerkende Geistmoment an der Geistpforte) aus. Man mag sich fragen, ob der arahat mahā-kiriyācitta haben kann, die ñāna-vippajutta (nicht von Weisheit begleitet) sind. Arahats können mahā-kiriyācitta haben, die ñāna-vippayutta sind, weil paññā nicht immer mahā-kiriyā-citta zu begleiten braucht, wenn sie nicht dhamma diskutieren oder predigen.

Der arahat hat kiriyācitta, die sobhana citta sind, und auch solche

kiriyā-citta, die asobhana citta sind. Das paflca-dvārävajjana-citta (der aufmerkende Geistmoment an der Fünfsinnenpforte), das votthapana-citta (der feststellende Geistmoment), das mano-dvārâvajjana-citta und das hasituppāda-citta (der Heiterkeit erzeugende Geistmoment des arahat) sind asobhana kiriyā-citta. Die citta-Typen werden nicht von sobhana cetasika begleitet, sie sind ahetuka.

Es gibt im ganzen acht Typen von mahā-kiriyācitta. Sie werden von somanassa oder von upekkhā begleitet. Sie werden von pañña begleitet oder auch nicht von pañña begleitet. Sie sind asankhārika oder sasankhārika. Sie werden auf die gleiche Art klassifiziert, wie die acht Typen von mahā-kusala-citta.

Zusammengefaßt gibt es vierundfünfzig citta, die kāma-bhūmi1 oder kamavacara citta sind, citta der sinnlichen Bewußtseinsebene. Sie sind:

30 asohana citta:
  • 12 akusala citta
  • 18 ahetuka citta


24 sobhana citta
  • 8 mahā-kusala-citta
  • 8 mahā-vipāka-citta
  • 8 mahā-kiriyā-citta


Somit gibt es dreißig asobhana citta und vierundzwanzig kāma-sobhana citta (sobhana citta der sinnlichen Bewußtseinsebene). Letztere sind die acht mahā-kusala citta, die acht mahā-vipakā-citta und die acht mahā-kiriyā-citta.

Es gibt auch sobhana citta, die nicht kāma-söbhana-citta sind, sondern:
  • die sobhana citta, die rūpa-bhūmi sind (rūpāvacara citta, für jene, die rūpa-jhāna erreichen)
  • die sobhana citta, die arūpa-bhūmi sind (arūpāvacara citta, für jene, die arūpa-jhāna erreichen)
  • die sobhana citta, die lokuttara bhūmi sind (für jene, die Erleuchtung erreichen).


Nur kāmāvacara citta (citta der kāma-bhūmi oder der sinnlichen Bewußtseinsebene) können asobhana citta sein. Citta, die rūpa-bhūmi, arūpa-bhūmi und lokuttara-bhūmi sind, können nur sobhana citta sein.

Jene, die nicht jhāna erreichen oder keine Erleuchtung erlangen, können nicht die citta der anderen bhūmi kennen. Sie können jedoch die Wahrheit der Lehre des Buddha betreffs der kama-bhūmi nachprüfen. Wir können selbst feststellen, ob es für uns hilfreich ist, dāna auszuführen, sila zu beachten und bhāvanā zu pflegen.

Wir können herausfinden, ob die Pflege dieser drei Arten von kusala uns helfen, weniger akusala citta zu haben. Manchmal ist es der rechte Augenblick für dāna, manchmal für sila oder bhāvanā.

Vipassanā kann kultiviert werden, während man dāna ausführt, sila beachtet, samatha pflegt, oder während man dhamma studiert oder lehrt. Auch in jenen Augenblicken, in denen es keine Gelegenheit für dāna, sila oder die anderen Arten von kusala gibt, kann vipassana
geübt werden. Sollte die Achtsamkeit auf nāma und rūpa nicht oft geübt worden sein, kann man dennoch feststellen, ob sie uns veranlaßt, weniger akusala citta zu erleben. Wir werden uns dann weniger an dem Begriff von einem 'Selbst' festklammern. Indem wir Achtsamkeit üben, können wir die Wahrheit der Lehre des Buddha erfassen, beglaubigen, bestätigen.

In der 'AnguttaraNikaya' (Book of the Sevens, Chapter VIII, par. 9, The message) lesen wir:


'Nun kam der ehrwürdige Upali zum Erhabenen, grüßte und setzte sich an seiner Seite nieder. Als er da saß, sagte er: „Wenn es um mich ginge, Herr, würde der Erhabene mir kurz Dhamma auslegen, so daß ich, wenn ich es gehört habe, entschlossen, alleine, zurückgezogen, ernst und eifrig bleibe."
„Die Lehren, Upali, von denen du weißt: Diese Lehren führen nicht zum vollständigen Überdruß (der Welt), nicht zur Leidenschaftslosigkeit, nicht zur Stille, nicht zum Wissen, nicht zum Erwachen, noch zur Gelassenheit - sei dir ganz sicher, daß sie nicht Dhamma sind, nicht die Disziplin, nicht das Wort des Lehrers. Die Lehre aber, von der du weißt: Diese Lehre führt zum vollständigen Überdruß, zur Leidenschaftslosigkeit, zum Ende, zur Stille, zum Wissen, zum Erwachen, zur Gelassenheit - betrachte sie uneingeschränkt als Dhamma, als Disziplin, als Wort des Lehrers.'"



Fragen
  1. Nenne Beispiele von kāmāvacara citta (citta der Sinnensphäre), die ahetuka sind (ohne Wurzeln). Sind sie immer asobhana?
  2. Haben Arahat asobhana citta?
  3. Warum ist jhāna-citta nicht kāmāvacara citta?
  4. Werden mahā-kusala citta immer von somanassa (angenehmer Empfindung) begleitet?
  5. Sind alle sobhana-citta kusala-citta? ,
  6. Können vipaka-citta sobhana citta sein?
  7. Können kiriyācitta sobhana citta sein?
  8. Wann ist das mahā-kusala citta von einem höheren Grad: wenn es 'veranlaßt' (sasankhārika) oder 'unveranlaßt' (asankhārika) ist? Warum?
  9. Können vipāka-citta 'veranlaßt' sein? Falls ja, welche Typen von vipāka-citta? Was ist die Bedingung dafür?
  10. Warum hat der arahat mahā-kiriyācitta anstelle von mahä-kusala citta?
  11. Wieviele Typen von kamāvacara citta gibt es?


Anmerkungen
1. Bhūmi bedeutet 'Ebene', Bewußtseinsebene, nicht Existenzebene.